Krankenhäuser mit weniger als 150 Betten wird es künftig nicht mehr geben
Impulse zur Weiterentwicklung der Krankenhäuser in Cloppenburg, Vechta, Lohne und Damme im Verbund der Schwester-Euthymia-Stiftung (SES) sind im Rahmen einer Veranstaltung im Landtag mit der niedersächsischen Landespolitik sowie Vertretern aus dem Gesundheitsministerium, von Krankenkassen und Verbänden sowie Gremienvertretern und Politikern aus dem Oldenburger Münsterland vorgestellt worden.
Thematisiert wurden die anstehenden Krankenhausreformen am Beispiel des Oldenburger Münsterlandes. Der renommierte Krankenhausexperte Prof. Dr. Norbert Roeder (früherer Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik Münster, der die Umsetzung der Strukturreform in NRW intensiv begleitet hat) betonte mehrfach: Krankenhäuser mit weniger als 150 Betten werde es künftig nicht mehr geben. Die Zukunft gehöre regionalen Krankenhausverbünden. Außerdem war er sich mit den anderen Experten darin einig, dass diejenigen Krankenhäuser, die sich Gesprächen zu einem regionalen Versorgungskonzept verweigern, ihrem Haus und der ganzen Region schaden.
Das sagte auch Dr. Klaus Goedereis (früherer Vorstandsvorsitzender der St. Franziskus-Stiftung Münster und langjähriger Experte im Gesundheitswesen mit Gremientätigkeiten unter anderem in gesundheitspolitischen und caritativen Verbänden). Die Häuser der Schwester Euthymia-Stiftung hätten hier bereits vorgelegt und gute Arbeit gemacht, um eine hochwertige Versorgung der Region auch künftig sicherzustellen. Es werde über die Schwerpunktbildung an bestimmten Häusern hinaus eine Grundversorgung an allen Standorten weiterhin geben.
Nicht zuletzt mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen der Niels-Stensen-Kliniken Osnabrück unterstrich Ulrich Pelster, Vorstandsvorsitzender der Schwester-Euthymia-Stiftung, die Forderung nach angemessener Vergütung der Krankenhausleistungen: „Alle Reformen sind wertlos, wenn die Krankenhäuser ihre Umsetzung nicht mehr erleben. Gerade freigemeinnützige Träger sind hier besonders betroffen, da ein Defizitausgleich wie bei kommunalen Häusern nicht zum Tragen kommt.“
Pelster betonte: „Inhaltlich entspricht der beschlossene Referentenentwurf zur Krankenhausreform in weiten Teilen unseren Annahmen.“ Er skizzierte im Rahmen der Veranstaltung unter anderem einige Perspektiven, die die Abstimmung innerhalb des Verbundes aber auch mit anderen Kliniken der Region betreffen: Besonders wertvoll könnte ein verbundweites Kompetenzzentrum Geriatrie sein, führte er als Beispiel an: Durch dieses soll dieses Leistungssegment weiter gestärkt werden sowie eine Geriatrie in Damme aufgebaut werden. Es könnte auch ein Anknüpfungspunkt für Zusammenarbeit mit weiteren Häusern sein.
Mit Blick auf Kooperationen in der Versorgungsregion sagte Pelster: Es seien Gespräche mit einigen Häusern der Versorgungsregion und darüber hinaus geführt worden. Ein Teilergebnis: Die Träger Diepholz und Vechta/Lohne seien sich einig: Mit der Herausnahme des Krankenhauses Löningen (und damit der dort angesiedelten Urologie) aus dem Krankenhausplan sei die Etablierung der Urologie an einem anderen Standort nicht erforderlich, die vorhandenen Abteilungen in Vechta/Lohne und Diepholz kooperierten bereits und könnten die Versorgung der urologischen Patienten zwischen Osnabrück und Oldenburg sicherstellen.
Die Abstimmung innerhalb des Verbundes sowie mit den Partnern um das Oldenburger Münsterland herum solle fortgesetzt werden.
„Wenn wir unsere Ziele erfolgreich umsetzen wollen, bedingt das Akzeptanz, besser noch Unterstützung durch Ministerium und Kostenträger in Hannover“, so Pelster: „Die Veranstaltung in Hannover diente unter anderem diesem Zweck.“
Dabei gebe es – so Professor Roeder – einen starken Druck zu einer Neustrukturierung: „Wir müssen Leistungsangebote konzentrieren, wir brauchen größere Einheiten mit besserer Relation von Vorhaltung zur Inanspruchnahme, in einer größeren Einheit brauchen wir in Summe weniger Personal als in mehreren kleinen Einheiten, die die gleiche Patientenzahl behandeln. Ohne Konzentration werden wir in eine schwierige Versorgungssituation kommen.“
Das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz werde die finanziellen Probleme der meisten Krankenhäuser zunächst nicht beseitigen, sagte Roeder: „Eine Konzentration der Leistungsangebote wird unerlässlich sein. Wir warten nun auf das finale Gesetz, um die Zukunftspositionierung vornehmen zu können.“ Roeders Empfehlung: „Frühzeitig ein Medizinzukunftskonzept entwickeln. Schon jetzt in vernetzten Strukturen mit mehreren Krankenhausstandorten planen.“
Jan Wagenaar (Unternehmensbereichsleiter der AOK Niedersachsen) und Sascha Stadtsholte (Krankenhausexperte beim Verband der Ersatzkassen in Niedersachsen) beleuchteten die Sichtweise der Kostenträger: Sie formulierten Erwartungen der Krankenkassen an die Krankenhausstrukturreform: Wichtig sei es, Qualität auf struktureller Ebene sicherzustellen: „Patienten werden entsprechend des Behandlungsbedarfs am geeigneten Ort abschließend versorgt.“ Geeignet heiße: Das Krankenhaus müsse personell und apparativ in der Lage sein, die jeweilige Behandlung umfassend und in hoher Qualität durchzuführen. Es dürfe keinen „Patiententourismus“ mit vielen Verlegungen geben und kein Aufweichen von Qualitätsanforderungen. Als ebenso wichtig nannten sie: Langfristige Ausgabenstabilität durch Effizienzsteigerung und Sicherung der Finanzierbarkeit der stationären Gesundheitsversorgung.
An die Schwester Euthymia Stiftung gewandt lobten beide das Anstoßen frühzeitiger und weitreichender Überlegungen, die Verschmelzung der Krankenhäuser Vechta / Lohne, die Analyse Umsetzung der NRW-Gangart, Gespräche mit maßgeblichen Akteuren sowie die Abstimmung in der Region.