Privat-Dozent Dr. Christian Hönemann Moderator und Referent auf dem größten intensivmedizinischen Kongress in Deutschland
Auch zukünftig werden die Aufgaben und Tätigkeiten der Ärzte und des Pflegepersonals einem stetigen dynamischen Wandel unterliegen. Überwachungs-, Steuerungs- und Entscheidungsaufgaben, die Intensivierung technisch unterstützter Behandlungsprozesse sowie immer komplexere neue Therapiekonzepte sind nur einige Beispiele. Die Anforderungen legen ein enormes Entwicklungstempo vor und lassen die Belastbarkeit des ärztlichen und pflegerischen Personals ständig an ihre Grenzen kommen. Das Bremer Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege (18. - 20. Februar 2015) bot mit seinen Fortbildungen aktuelle Lösungen für alle entsprechenden Berufsgruppen. Privat-Dozent Dr. Christian Hönemann, Chefarzt der Abteilung für Anästhesie und Operative Intensivmedizin am St. Marienhospital Vechta, referierte und moderierte verschiedene Vorträge beziehungsweise Module.
„Patient Blood Management“ war eines der Themen über die Dr. Hönemann auf dem Symposium informierte. Dieses Konzept verfolgt das Ziel, Bluttransfusionen dort zu vermeiden wo alternative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. "Dadurch verringern wir das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen und Spätfolgen für den Patienten insgesamt - zum Beispiel Wundinfektionen, Lungenentzündungen, Thrombosen, Herzinfarkt oder Nierenversagen. Besonders aber dort, wo bei geplanten größeren Operationen genügend Zeit für Untersuchungen und Behandlungen zur Verfügung steht", erklärte Dr. Hönemann den zahlreichen Zuhörern.
Das St. Marienhospital Vechta arbeitet bereits seit mehreren Jahren erfolgreich mit dem modernen Konzept. Die niedersächsische Ärztekammer hat das Krankenhaus für seine fortschrittliche Transfusionsmedizin schon wiederholt lobend erwähnt. Die Ergebnisse der Forschung sind bereits mehrfach in wissenschaftlichen Artikeln veröffentlicht worden.
Gemäß dem „Patient Blood Management“ werden Patienten im Idealfall bereits vier Wochen vor der Operation auf eine mögliche Blutarmut (Anämie) untersucht. Bei Feststellung einer Anämie wird nach der zu Grunde liegenden Ursache geforscht und zum Beispiel mit der Gabe von Eisen-Tabletten behandelt. Bis zur Operation kann der Körper somit mehr eigenes Blut neu bilden. Zudem wird das Risiko, dass der Patient bei der Operation überhaupt Bluttransfusionen benötigt, deutlich gesenkt.
Als weitere Maßnahme zeigte Hönemann besonders blutsparende Operationstechniken auf. Ebenfalls spielt die Blutstillung durch Verbesserung der körpereigenen Gerinnung eine essentielle Rolle. Wundblut kann zudem bei größeren Blutverlusten aufgefangen, gewaschen und dem Patienten als Infusion zurückgegeben werden. Der gesamte Blutverlust bei Operationen kann auf diese Weise weiter verringert werden.
Hinzu kommt ein weiterer wichtiger Aspekt: Da große Operationen und Anämien im höheren Lebensalter zunehmen benötigen gerade ältere Menschen häufiger Bluttransfusionen. Blutspender weisen jedoch eher ein jüngeres Durchschnittsalter auf. In Deutschland wird durch den demografischen Wandel der Bedarf an Bluttransfusionen folglich zu-, die Zahl der möglichen Blutspender aber abnehmen. Zukünftig kann dieser Effekt zu einer Verknappung von Blutkonserven führen.
4.624 Teilnehmer trafen sich zum 25. Symposium Intensivmedizin + Intensivpflege in der Messe Bremen. Das umfangreiche Programm bot neben einer Fachausstellung mit 179 Ausstellern auch 173 Sitzungen mit jeweils mehreren Vorträgen und Workshops. Zu den Teilnehmern des Symposiums gehörten neben Ärzten auch Verwaltungs- und Krankenhausangestellte, Pflegepersonal, Techniker/MTA und Studenten.