Wissenschaftliche Studie nach Sprachstörungen bei Demenz im St. Marienhospital Vechta
Demenz bezeichnet den Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit und kann zu Veränderungen der Persönlichkeit führen. Auch Sprachstörungen können mit der Krankheit einhergehen. Fedor Jalvingh, Sprachtherapeut bei den Katholischen Kliniken Oldenburger Münsterland, St. Marienhospital Vechta, nimmt die Krankheit unter die Lupe. Er untersucht u. a. anhand von speziellen Tests bei Betroffenen, welche sprachlichen Auffälligkeiten erkennbar sind. Die Ergebnisse der Studie sollen sowohl den Angehörigen als auch dem Pflegepersonal die Kommunikation mit Demenzerkrankten erleichtern.
Demenz umfasst mehr als 50 verschiedene Krankheitsformen. Die häufigste Demenzform ist Alzheimer. Die Krankheitsverläufe sind unterschiedlich. Langfristig führen sie aber alle zum Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit. Ebenso sind die Ursachen und Symptome vielfältig. Demenz geht mit dem Verlust von Nervenzellen im Gehirn einher und wirkt sich bei Betroffenen zuerst auf das Gedächtnis aus. Alle Demenzerkrankungen sind behandelbar, jedoch nicht alle heilbar. Die Mehrzahl der Betroffenen ist älter als 65 Jahre.
Seit 2011 arbeitet Fedor Jalvingh an seiner Doktorarbeit über Sprachstörungen bei Demenz. In Zusammenarbeit mit u. a. der Universität Groningen, der Radiologie Vechta und einigen neurologischen und hausärztlichen Praxen im Landkreis Vechta, untersucht er, welche sprachlichen Auffälligkeiten bei Patienten mit einer Alzheimer-Demenz nachweisbar sind und wie sich die, für die Erkrankung charakteristischen strukturellen Veränderungen des Gehirns, auf die Sprache auswirken. Anhand von speziell angefertigten Sprachtests werden Betroffene mit einer beginnenden Demenz aus dem Landkreis Vechta und Umgebung untersucht. Hierbei handelt es sich u. a. um kurze Gespräche, Sätze die logisch ergänzt werden müssen, alltägliche Situationen und Gegenstände die benannt werden müssen.
Die Ergebnisse dieser Dissertationsstudie sollen auf sozialer Ebene dazu dienen, mehr Einsicht in die zugrunde liegenden Prozesse der Sprachstörungen bei Demenz zu bekommen, die zu erheblichen Kommunikationsproblemen führen können. Zudem sollen sie bei Aufklärungs- und Beratungsgesprächen den Angehörigen und dem Pflegepersonal in der Kommunikation mit Demenzerkrankten helfen. Dafür werden solche wissenschaftliche Untersuchungsergebnisse dringend benötigt. Auf wissenschaftlicher Ebene können Resultate dieser Studie angewandt werden, um existierenden Modelle und Theorien über die Sprachverarbeitung im Gehirn zu prüfen und zu erweitern.
In frühen Stadien der Demenz manifestieren sich die langsam einschleichenden Gedächtnisprobleme. Sie bilden das Leitsymptom dieser Erkrankung und werden schon fast automatisch miteinander in Verbindung gebracht. Die Vergesslichkeit ist das Ergebnis von strukturellen Veränderungen im Gehirn: Ein komplexer, fortschreitender Prozess. Obwohl noch längst nicht alle Fragen über die Vergesslichkeit befriedigend beantwortet worden sind, kann man feststellen, dass die Gedächtnisprobleme in den letzten Jahrzehnten aus wissenschaftlicher Richtung viel Aufmerksamkeit bekommen haben und sehr häufig erforscht worden sind.
Auch die Sprache kann in frühen Phasen der Demenz-Erkrankung beeinträchtigt sein. In bestimmten Fällen der Demenz-Erkrankung sind es sogar die Probleme in der Kommunikation, die auffälliger sind als die Gedächtnisprobleme. In der Regel fängt es mit Wortfindungsproblemen an, die am Anfang kaum bemerkt werden und sich mit der Zeit deutlich verschlechtern können. Meistens in späteren Stadien der Demenz- Erkrankung können auch andere Bestandteile der Sprache, wie die Grammatik, darunter leiden. Fedor Jalvingh erklärt: „Es sind insgesamt viele subtile Sprachprobleme, die sich mit der Zeit zu massiven Kommunikationsbeeinträchtigungen entwickeln können. Diese Situation führt häufig zu Depression, sozialer Isolation und Aggression. Viele Demenzerkrankte, Angehörige und Pflegepersonal haben täglich mit dieser Problematik zu kämpfen.“ Nach Sprachstörungen bei Demenz ist in den letzten Jahren wenig wissenschaftlich geforscht worden.
Für seine wissenschaftliche Studie ist Fedor Jalvingh auf der Suche nach Betroffenen mit einer beginnenden (Alzheimer-) Demenz die freiwillig an der Studie teilnehmen wollen, um damit die Demenzforschung zu unterstützen (Kontaktdaten: Sprachtherapie des St. Marienhospitals Vechta: Fon (04441) 99-2739 oder fedor.jalvingh@). kk-om.de
Fedor Jalvingh arbeitet seit 2007 als Sprachtherapeut für das St. Marienhospital Vechta, nachdem er in verschiedenen neurologischen Kliniken in Deutschland berufstätig war. Er unterrichtet zusätzlich an der Krankenpflegeschule KKOM und - im Rahmen eines Lehrganges- an der Paris Lodron Universität Salzburg.